ArtEast goes FeminEast

on

Frauen* und Frauen*bewegungen in Osteuropa 
Bild/Collage: Maria Svidryk

Eröffnung des Themenmonats zum Weltfrauentag am 08. März 2021 

Gleichberechtigung in heterogenen Gesellschaften scheint in demokratischen Ländern, wie Deutschland, eine alte Errungenschaft des letzten Jahrhunderts. Mit dem Kampf um die Einführung eines Frauenwahlrechts, kommt es in Westeuropa seit 1918 zur Entstehung einer Bewegung, die sich für geschlechterunspezifische Gesetze, Diskurse und Teilhabebedingungen der Frauen* und nach und nach auch weiterer marginalisierter Gruppen einsetzt. Je nach politischer Situation und vorher geltenden Gesellschaftssystemen, fokussierte die Bewegung unterschiedliche Schwerpunkte.

In der Anfangsphase streben Bewegungen dieser Art auf dem gesamten Globus nach der Erhaltung von Grund- und Menschenrechten, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft und weiterer Differenzierungsmerkmale. Wendet sie sich gegen ein bestehendes patriarchales System, geht es meist zuerst um die Teilhabe in Entscheidungsprozessen in Politik, Wirtschaft, Bildung oder sozialen Bereichen. Politische Entscheidungen, die per Gesetz in die Freiheit über den Körper der Frau* und ihre soziale Rolle eingreifen, werden ebenfalls zum Ziel von Protestbewegungen.  

So unterschiedlich die Ziele von Protestbewegungen marginalisierter Gruppen sind, haben sie häufig Gemeinsamkeiten in ihren Darbietungsformen.
In Osteuropa suggerierte häufig ein sozialistisches Bild die absolute Gleichstellung von Mann* und Frau*, so in der Vergangenheit, aber auch gegenwärtig – wonach es keine Geschlechterungleichheit geben kann. Auch das in der DDR projizierte Bild der selbstständigen Arbeiterfrau*, die dem Mann* in der Wahl ihres Berufsfeldes in nichts nachstehen sollte. Doch verband sich dieses Bild häufig mit der gleichzeitigen Anspruchshaltung, die Rolle der sozialen und biologischen Verpflichtungen noch nebenbei zu erfüllen. Frauen* waren also tagsüber Arbeiter:innen und abends Hausfrau* und Mutter*.  

Das heutige Bild zeigt vor allem viele Szenen von Unterdrückungsmechanismen in patriarchalen Staatssystemen. Wo postautoritäre Systeme zwar in einem Demokratisierungsprozess Wandel erzeugen sollen, werden per Regime häufig bestimmte Bevölkerungsgruppen systematisch unterdrückt. Gleichbehandlung und Teilhabe für alle bedeutet in der Regel, Macht an anderen Stellen einzuschränken oder zumindest gleichmäßig zu verteilen.  

Für die Protestbewegungen und marginalisierten Gruppen (sei es durch Geschlecht, sexuelle Orientierung, Ethnie etc.) ergeben sich ebenfalls gleichermaßen durch das System Unsicherheiten und fehlende Schutzfunktionen, die sie kontrollieren. So können sich beispielsweise Opfer von Gewalt häufig keiner staatlichen Funktion zuwenden, die sie zuverlässig vor weiteren Konsequenzen im Falle einer Offenlegung schützen kann. Dies führt dazu, dass sich unterdrückte Personen oder Gruppen nur durch den eigenen Zusammenhalt stützen können, dem System, das sie eigentlich schützen sollte, nicht mehr vertrauen und Taten verborgen bleiben.  

Wie sich marginalisierte Gruppen zusammen orientieren und gegen Ungleichbehandlung vorgehen können, zeigt sich gerade aktuell besonders eindrucksvoll in zahlreichen Protestbewegungen in Osteuropa. Diese gehen meist einher mit dem zunehmenden Umbruchsgedanken des gesamten Regierungssystems (bspw. Polen und Belarus) aber auch mit einzelnen Auslösern für Proteste (z.B. in Südosteuropa).  

Deshalb wird im folgenden Monat – vom 8. März bis zum 8. April thematisiert, wie sich die Anliegen der Frauen*bewegungen, gleichzeitig auch der Bewegungen für weitere marginalisierte Gruppen und für demokratische Ziele, innerhalb Osteuropas unterscheiden und gleichen, wo Akteur:innen innerhalb der Bewegungen anknüpfen, voneinander lernen und einander unterstützen können und wie sich die Rolle der Frau* in unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema definiert.

Vorgestellt werden einzelne Persönlichkeiten, Künslter:innen, 
Aktivist:innen und Formationen, die sich für demokratische Rechte, Freiheitsbewegungen und Gleichberechtigung einsetzen. Zu den Vorstellungen informieren wir in unterschiedlichen Formaten und geben mit einer Bandbreite an Umsetzungsmöglichkeiten einen thematischen Einblick.  

Wichtiger Hinweis – Code of Conduct: 
 
Zu Diskussionen sind alle eingeladen, die sich für das Thema interessieren, einen weiteren Blickwinkel eröffnen, eigene Erfahrungen teilen können und weitere Anknüpfungspunkte schaffen wollen. Die Diskussion soll konstruktiv geführt werden, sei es auf den social media Plattformen und Kanälen oder in live Formaten. Andere, auch konträre Meinungen, sind wichtig für den Diskurs, solange sie in Argumentationsform mit Begründungen und Belegen eingebracht werden und konstruktiv zur Diskussion beitragen können.  
Der Code of Conduct behält es uns vor, alle Beiträge, die nicht der Diskussion dienlich scheinen, sich nicht an die Etikette halten oder gegen geltende Gesetze verstoßen, zu löschen. Jegliche Art von Diskriminierung wird nicht toleriert. Dies umfasst Kommentare mit belästigenden oder diskriminierenden Inhalten aufgrund von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, körperlicher Beeinträchtigung, Alter, kultureller Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung sowie sexistische Äußerungen über Aussehen, Verhalten und Privatleben.  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.