von Vladimir Sorokin // Premiere: 30. Januar 2020 // CON Bamberg
Höllentrip oder Trip des Lebens – das wissen die Sieben nicht. Der Dealer bringt neuen Stoff. Dostojevskij ist der neuste Shit. Kommt gleich nach Kafka und Joyce. Aber die gibt’s mittlerweile eh an jeder Straßenecke. Die Unsicherheit wächst. Kontrolle aufgeben, ohne Tripsitter hinein ins Abenteuer? Die Sieben stimmen zu und schmeißen ein.
Im psychedelischen Rausch landen die Teilnehmer in Dostojevskijs „Der Idiot“. Die Droge wirkt gut, noch. Doch zu schnell kommt der Höhenflug, der Rausch eskaliert und aus der feinen Gesellschaft wird die Höllenbrut. Samenerguss und Brandstiftung statt Champagnergenuss und Hofdichtung. Die Gruppendynamik, die der Trip verschafft, ist der Nährstoff, den die Gruppe sich so sehr erhofft hat. Alle lechzen nach den tiefsten, innersten Geheimnissen des Nächsten, fühlen sich so verbunden und sind sich doch so fern. Wie die Droge isoliert die Literatur, wähnt die Leser in Sicherheit und lässt sie doch in jedem Moment fallen. Identifiziert man sich mit den Helden oder Antihelden, müssen sie sterben, hat man eine Metaebene erreicht, fällt das Werk in Triviales ab. Wie sich das anfühlen kann, bringt das ArtEast Theater in dieser Spielzeit mit dem postmodernen Stück von Vladimir Sorokin den Zuschauern nahe.
Die Literatur ist die Droge. Das Ensemble vertickt und das Publikum bekommt den Gruppentrip, wie bestellt.
ES SPIELEN // Anas Attar, Armin Gradl, Alexandra Kaganowska, Stanley Kochem, Kristina Kroll, Katarina Vikulova
REGIE // Eugeniya Ershova, Christine Renker
MUSIK // Lachpillenonkel
FOTOGRAFIE // Peter Matis